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Man möchte spucken …

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5 Wochen ist es nun schon her, als in Japan das Meer bebte, was unter anderem eine Zerstörung der Reaktorblöcke des Kernkraftwerks Fukushima bewirkt hat. Welche radioaktiven Stoffe in was für Mengen frei gesetzt wurden, wird noch festzustellen sein. Doch ist nicht wirklich damit zu rechnen, hierüber jemals verlässliche Angaben zu erhalten; klagte doch der Chef der Betreiberfirma Tepco bereits einige Tage nach dem Supergau über Schwindelanfälle. Dieses Schwindeln hat in einem Tempo ähnlich dem vorangegangenen Tsunami auch hierzulande allerlei hochgestellte Persönlichkeiten mitgerissen. Selbst AKW-Hardliner wie der bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer wollen sich nun mit einer schnellen Abkehr von der Atomenergie Machterhalt erschwindeln.

Dabei handelt es sich um denselben Horst, der kein Jahr zuvor zusammen mit dem süddeutschen Demonstrantenschreck Stefan Mappus, und dem brutalst möglichen Aufklärer aus Hessen, Roland Koch, sich vehement für die für 30 Milliarden Euro erkaufte unbegrenzte Laufzeitverlängerung eingesetzt und schließlich durchgesetzt hat. Roland Koch hat seinen lang vorbereiteten politischen Ausstieg endlich wahr gemacht und ist heute Vorstandsvorsitzender von Bilfinger Berger  (das ist das Unternehmen, welches die Bauarbeiten unter dem in Köln eingestürzten Staatsarchiv leitete und das von Landesvater Koch kurz vor seinem politischen Aus noch einen satten 80 Millionen Euro Auftrag zugeschanzt bekam). Weiterhin verschwunden von der politischen Haupttribühne ist Stefan Mappus, der kurz vor seiner fälligen Abwahl noch den Kauf der Aktienmehrheit an der EnBW sicherte, Baden-Württembergs AKW-Betreiberfirma (wohlgemerkt ohne Beteiligung des Parlaments und für rund ein Drittel zu viel).

Nur der Horst, der darf noch – Apropos, wann wird eigentlich in Bayern gewählt?

„Die deutschen Atomkraftwerke sollten solange laufen, wie sie sicher sind.",  so tönte es im Juni 2010 aus Bayern. Das ist kein Wunder, denn die Bande sind fest zwischen Landesvätern, AKW-Betreibern und den offiziellen Prüfgesellschaften, dem TÜV Südwest oder TÜV Nord. Zudem sind unter den Aktionären eben dieser für Sicherheitskontrollen in AKWs zuständigen TÜV Aktiengesellschaften EnBW, Vattenfall, RWE  und e.on sehr gut vertreten. So könnte das Vertrauen in „Brief und Siegel“ für kontrollierte Sicherheit in deutschen AKWs gar nicht größer sein.

Nun will der Horst, dass wir energiepolitisch „noch ein Stück enger mit Russland zusammenrücken …“ und russischen Oligarchen und Kartellen große Mengen an Flüssiggas abnehmen. So rückt man – wenn eben gar nichts mehr geht – ein bisschen enger zusammen. Wahlweise schnallte man den Gürtel enger. Da jedoch selbst der dümmste Unionswähler darauf kommen muss, dass bei radioaktiver Strahlung kein Sparen hilft, rückt man eben. Ein bisschen auf die Positionen der Mitte, ein bisschen nach links – gerade so, wie es am besten aussieht.
 
Angesichts des praktizierten Opportunismus, der exemplarisch für viele Politiker – so auch die Kanzlerin – steht, möchte man spucken. Kitzelte einst das Credo der Atomlobby und ihrer politischen Handlanger mit Gassenhauern wie „Atomenergie ist umweltfreundlich“ oder „Atomenergie ist sicher“ schon am Zäpfchen, so lösen deren scheinheiligen und ausschließlich machtpolitisch motivierten Aussagen über einen schnellen Ausstieg einen dauerhaften Würgereflex aus. Und man stellt sich unweigerlich die Frage, was für ein Mensch solche Rückratlosigkeit glaubhaft vor einer Öffentlichkeit rechtfertigen kann, welche immerhin für Lohn und Brot (und noch vieles mehr) ihrer gewählten Vertreter aufkommen muss. Dabei fällt eine selbstkritische Auseinandersetzung in eine ganz andere Kategorie, denn sich selbst bescheißt man eben immer noch am besten. Nur gut, dass Papst Benedikt bereits vor vier Jahren die Vorhölle abgeschafft hat. Man möchte schließlich wissen, wo man hinspucken soll.


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